Veloroutenausbau mit Schattenseiten: FDP Fraktion Wandsbek kritisiert Verlust von Baumbestand und Parkplätzen

An verschiedenen Stellen im Bezirk wie hier am Heegbarg wird für das Veloroutenprogramm gebaut – nicht überall ohne Opfer an Altbaumbestand und Platz für den ruhenden Verkehr, bedauert die FDP Fraktion Wandsbek. (Bild: FDP Fraktion Wandsbek)

Wie die FDP Fraktion Wandsbek auf eine schriftliche Kleine Anfrage zum Thema Klimaschutz im Rahmen des Velorouten/Freizeitrouten-Ausbaus erfahren hat (Drucksache 21-2164), wurden für den Ausbau entsprechender Radwege allein im Bezirk Wandsbek bereits 118 Bäume gefällt. Darunter befinden sich auch alte Bäume in für das Mikroklima relevanter Größe. Die Nachpflanzung von 210 vermutlich kleinen Bäumen ist nur auf den ersten Blick eine gute Bilanz: „Zwar werde laut Auskunft des Bezirksamts versucht, möglichst viele Bäume innerhalb der Maßnahme nachzupflanzen“, sagt Gert Wöllmann von der Gesamtfraktion der Wandsbeker FDP, „diesem guten Willen steht als Bilanz entgegen, dass auskunftsgemäß auch neue Baumstandorte gewählt wurden. Dem Klima an der Straße, wo die alten Bäume standen und für gute Luft und Schatten sorgten, nützen neue Standorte leider gar nichts. Und die nachgepflanzten Bäumchen werden zudem Jahrzehnte brauchen, um den Klimaeffekt der alten Bäume zu erreichen.“

Besonders viele Bäume mussten bislang für die Veloroute 7 geopfert werden. Laut Auskunft der Verwaltung betraf dies bislang 103 Bäume: 87 in Jenfeld, 9 in Rahlstedt und 7 in Marienthal. Für die Veloroute 5 wurden derzeit 15 Bäume gefällt und für die Veloroute 6 war es 1 Baum.

Parkplätze: Alternativstandorte gar nicht erst berücksichtigt

Während zumindest den geopferten großen alten Bäumen eine deutliche Anzahl nachgepflanzter Baumkinder gegenübersteht, ist die Bilanz hinsichtlich der Parkplätze deutlich negativer: „Bislang wurden 183 Parkplätze für den Veloroutenausbau beansprucht“, so Dr. Petra Haunhorst von der Wandsbeker FDP Fraktion, „und zwar: ersatzlos. Der politische Wille zeigt sich deutlich in der Rückmeldung seitens der Verwaltung, wonach mögliche Alternativstandorte gar nicht erst in der Planung berücksichtigt wurden.“ Auch hier traf es Jenfeld am stärksten: Insgesamt 61 Parkplätze sind bisher ersatzlos entfallen. Für die Veloroute 7 waren es insgesamt 81 von zuvor 759 Parkplätzen, etwas mehr als 10 %. Für die Veloroute 5 sind derzeit fast 25 % aller Parkplätze entfallen (92 von zuvor 369) und für die Veloroute 6 bislang 10 von 76. Problematisch, so die FDP Fraktion: Menschen, die gelegentlich vom Auto auf das Rad umsteigen möchten, müssen ihr Auto in dieser Zeit irgendwo stehen lassen können. Abbau von Parkplätzen konterkariert das politische Ziel „mehr Rad“.

Mobilitätswende als Dilemma

„An vielen Stellen der Antwort auf unsere Kleine Anfrage lassen Formulierungen wie beispielsweise ‚wird versucht‘ oder ‚ist bestrebt‘ vermuten,“ so Birgit Wolff, Fraktionsvorsitzende der Wandsbeker FDP Fraktion, „dass sich die Verwaltung vor Dilemmata in der Umsetzung gestellt sieht: Nicht alle Forderungen der Politik passen unter einen Hut, und auch die Bürger zeigen Bedarfe, die nicht wendekonform gehen.“ Eine Mobilitätswende ohne Bürgerbeteiligung fordere nicht nur Opfer im Bereich der Natur, sondern auch bei den Mobilitätsbedarfen der Bürger. Das Ziel, dem Radfahren mehr Raum und Sicherheit zu geben, begrüße die FDP Fraktion Wandsbek ausdrücklich – nur die politische Umsetzung nicht: Statt einer großflächigen Streckenplanung erfolgten kleinteilige unkoordinierte Baumaßnahmen für jeweils kleine Streckenabschnitte, mit massiven Verlusten an Baumbestand und Parkflächen.