„Flaniermeile Volksdorf“: Die Evaluation habe keinerlei Ergebnisse ergeben, die Gedanken an eine Fortsetzung des Pilotprojektes zulassen sollten, sagt die FDP-Fraktion Wandsbek, es gäbe wichtigere soziale Aufgaben im Bezirk zu lösen als die Zukunft eines „Luxus-Projektes“ in Volksdorf. (Bild: FDP-Fraktion Wandsbek)
Zuerst erfuhren es die Kommunalpolitiker im Regionalausschuss Walddörfer, dann wenige Tage später die Teilnehmer der öffentlichen Abschlussveranstaltung zum Pilotprojekt „Flaniermeile Volksdorf“ am 5.12.2022: „Das Projekt ist auf ganzer Länge gescheitert“, beurteilt Finn Ole Ritter, Regionalsprecher Walddörfer der FDP-Fraktion Wandsbek und deren stellvertretender Vorsitzender, das Ergebnis der Präsentation. „Schon vor dem Start war absehbar, dass es nicht gelingen kann, gegen die Bevölkerung etwas durchzukämpfen, zumal der Widerstand schon sehr früh einsetzte und deutlich machte, dass Volksdorf kein Flaniermeile-Projekt wünscht und braucht.“
Was schon vor, während des Projektes und im direkten Anschluss an Kritik aufkam, nicht zuletzt intensiv auch seitens der bezirklichen FDP-Fraktion nach mehrfachen Bürgergesprächen vor Ort, ist nunmehr durch die „sogenannte Evaluation“ bestätigt: „Zuerst einmal muss man die Evaluation selbst skeptisch betrachten: Das mit der Datenanalyse beauftragte Unternehmen hat im November 2020 Vergleichszahlen zur Verkehrsentwicklung erhoben und beim Bericht über die Erhebungen bestätigt, dass dieser Zeitraum vom Auftraggeber, also der Politik, gewünscht und keineswegs eine Entscheidung des Unternehmens war“, berichtet Ritter, „sinngemäß wurde auf Nachfrage angedeutet, dass dies keine wirklich zufriedenstellende Ausgangslage für eine in mehrere Hunderttausende gehende Investition von Steuergeldern wäre.“ Es sei durchaus irritierend, so Ritter weiter, dass am Ende des „verkehrspolitischen Blindflugs“ im Hochsommer für die Auswertung ein Wintermonat als Vergleichsgrundlage herangezogen wurde.
Deutlich geworden sei bei der Ergebnispräsentation zudem, dass die ablehnende Haltung der Bevölkerung keine Spekulation frühzeitiger Kritiker, sondern Realität war und ist: Bei der Bewertung der Flaniermeile waren 50 % der Anwohner gegen das Projekt (40 % dafür), das Gewerbe gab mit 75 % Nein-Stimmen zu 16 % Ja-Stimmen sogar eine geradezu vernichtende Erfahrung wieder und belegte dies mit wirtschaftlichen Folgen: 35 % der befragten Geschäftsleute berichteten, dass die Kundenfrequenz sogar „deutlich“ gesunden war, und 38 % erlebten einen „deutlich gesunkenen“ Umsatz. Ritter: „Dabei hätten eigentlich viel positivere Ergebnisse herauskommen sollen, denn die Befragung wurde bei allerbestem Wetter durchgeführt: Es war sonnig, trocken und zwischen 20 und 25 Grad höchst angenehm – eigentlich beste Voraussetzungen für viel Zustimmung!“ Die FDP-Fraktion Wandsbek stehe, so Ritter, für sinnhafte Ideen für eine Attraktivitätssteigerung des Dorfkerns Volksdorf weiter konstruktiv zur Verfügung, „aber nur, wenn diese von Anfang an den Interessen aller in Volksdorf lebenden, arbeitenden und einkaufenden Bürgerinnen und Bürgern dient!“ Um entsprechende Wünsche und Anforderungen herauszufinden, sei die extrem geringe Anzahl der bei der aktuellen Evaluation Befragten bei einem Einwohner- und Einzugsgebiet von insgesamt geschätzt 30.000 bis 40.000 Personen „eher unterirdisch“, um darauf Planungen für einen so wichtigen wirtschaftlichen Ortskern wie den in Volksdorf vornehmen zu wollen.
Neben der grundsätzlichen Kritik, dass das Projekt in Volksdorf nicht gebraucht und auch nicht sinnhaft und schon gar nicht von der Mehrheit der Bevölkerung und Gewerbetreibenden gewünscht war und ist, gibt es einen weiteren Aspekt, den Birgit Wolff, Vorsitzende der Wandsbeker FDP-Fraktion, sehr deutlich macht: „Wir fordern einen sofortigen Stopp aller weiteren Überlegungen und Maßnahmen zu diesem Luxus-Projekt! Grund: Es sind bereits jetzt schon einige hunderttausend Euro an Steuergeldern dafür in den Wind geschossen worden – dabei haben wir in unserm Bezirk soziale Aufgaben zu bewältigen und zu lösen, für die jeder einzelne dieser Euros notwendiger gewesen wäre. Steuergelder sollten den Bürgern dienen, nicht der Verwirklichung von politischen Ideologie-Projekten!“